CDU, Schweitzer und AfD sind die großen Wahlgewinner

14.09.2025

83 Prozent der Hemeraner wählen Christian Schweitzer zum Bürgermeister. UWG ist der große Verlierer. Neuer Rat wird kleiner und hat 44 Sitze.

Text: Ralf Engel u. Carmen Ahlers IKZ, 14.09.2025

Und Hemer zählt, zählt, zählt ... : Es wurde ein langer, zäher Wahlabend im Alten Casino. Während in anderen Städten des Kreises schon Sektkorken knallten oder Trübsal geblasen wurde, hatte die Stadt Hemer nach zwei Stunden Auszählung noch kein repräsentatives Ergebnis. Allenfalls die ersten Zahlen der Bürgermeisterwahl sorgten für Klarheit, die ersten Zahlen der Ratswahl dagegen für Entsetzen.

So konnte sich Amtsinhaber Christian Schweitzer um 19 Uhr über die erste Auszählung von rund 81 Prozent freuen. Dieses Ergebnis sollte sich im Laufe des Abends verfestigen. Erst nach 22 Uhr waren alle Wahlbezirke ausgezählt. Schweitzer kam auf 82,9 Prozent. Sein Mitbewerber Manfred Droßel von der AfD erreichte 17,1 Prozent. „Ich danke den Hemeranern für das Vertrauen. Ich möchte trotz der Veränderungen im Rat alles dafür tun, dass wir unsere Stadt gemeinsam stärken und weiter entwickeln“, sagte der Wahlgewinner in einer ersten Stellungnahme. Mit Blumen gratulierte Wahlleiter Sven Frohwein dem jetzigen und künftigen Bürgermeister sowie dessen Ehefrau Ann-Christin. Manfred Droßel nahm seine deutliche Niederlage gelassen. „Ich gratuliere Herrn Schweitzer, gegen ihn kann man nicht anstinken. Ich bin nicht enttäuscht, jeder wählt, wie er möchte“, sagte der AfD-Kandidat im Gespräch mit unserer Zeitung. Dass er bei der nächsten Kommunalwahl nochmal in den Ring treten wird, ist für ihn unwahrscheinlich.

Viel Trübsal beim Wahlabend im Alten Casino
Die ersten, noch wenig repräsentativen Ergebnisse für den Rat, sorgten durch das gute Abschneiden der AfD für Entsetzen bei den im Alten Casino vertretenen Ratsfraktionen. Nach Auszählung der ersten Bezirke hatte die CDU mit um die 40 Prozent ihre Führung weitestgehend verteidigen können, doch die AfD bildete mit rund 20 Prozent die zweitstärkste Fraktion. Dieses Ergebnis zog sich durch den Abend.
Die CDU konnte ihr Wahlergebnis von 2020 behaupten und sich alle 19 Direktmandate sichern. Ihre jeweiligen Wahlbezirke gewannen Diana Naujocks, Tobias Franke, Jörg Schulz, Martin Gropengießer, Yasmin-Fee Fischer, Wolf-Rüdiger Kuhlmann,, Prof. Dr. Friedtjof Kopp, Sandra Fischer, Wolfgang Römer, Walter Klein, Sascha Viehoff, Sabine Fobbe, Askin Günal, Raimond Schaaf, Ralf Teitscheid, Frederick Noga, Holm Diekenbrock, Karl-Friedrich Stenner-Borghoff und Prof. Dr. Michael Rübsam.

„Wir freuen uns über das tolle Wahlergebnis, das wir in turbulenten politischen Zeiten noch verbessern konnten. Wir haben alle drei Wahlziele erreicht: Die CDU ist mit Abstand die stärkste Fraktion, holt alle Direktmandate, und Christian Schweitzer wurde mit über 80 Prozent zum Bürgermeister gewählt“, sagte CDU-Vorsitzender Martin Gropengießer. „Wir hoffen, dass trotz der Verschiebungen die gute Zusammenarbeit im Rat fortgesetzt werden kann“, so der CDU-Chef.

Auch die SPD hatte keinen Grund zu Freude und musste weitere Verluste hinnehmen. Sie verliert zwei Sitze und kommt auf sieben: Hans-Peter Klein, Anke Strehl, Bernhard Camminadi, Christiane Paufler-Klein, Maximilian Strehl, Inge Blask und Stefan Stegbauer. Hans-Peter Klein (SPD) gab zu: „Es ist schmerzlich, aber es hätte noch schlimmer kommen können. Aber für mich ist es wichtig, dass die demokratischen Parteien immer noch eine gute Mehrheit haben“.

Die AfD feierte ihren Wahlerfolg in der Gaststätte Mettgenpin. Sie kam auf 19 Prozent, wurde mit acht Sitzen zweitstärkste Fraktion. Die AfD ist erstmals in Fraktionsstärke im Rat vertreten. Aus dem bisherigen Einzelkämpfer Erich Kalabinski sind acht Ratsmandate geworden. Ratsleute sind Rüdiger Voigt, Erich Kalabinski, Manfred Droßel, Helmut Erner, Dirk Limburg, Christina Droßel, Anke Voigt und Holger Erfurt.„Unser Ergebnis ist sehr positiv, gehofft habe ich auf einen Wert zwischen 17 und 20 Prozent“, so Rüdiger Voigt von der AfD, „alles unter zehn Prozent wäre sehr enttäuschend gewesen!

UWG ist der große Verlierer der Wahl

Alle anderen Fraktionen bis auf die Linke mussten Verluste hinnehmen. Besonders gravierend waren sie bei UWG und GAH. Von starken 16,9 Prozent bei der Kommunalwahl im Jahr 2020 schlitterten die Unabhängigen auf 5,3 Prozent, von acht auf zwei Sitzen. Nur noch folgende Unabhängige haben ein Ratsmandat: Knut Kumpmann und Guido Büchner. Die Enttäuschung war den UWG-Mitgliedern anzusehen. Walter Gertitschke sagte, dass er mit einem solchen Abrutsch nicht gerechnet habe. „Aber man muss sagen, wir haben einen schlechten Wahlkampf gemacht“, so Gertitschke.

Auch die GAH musste große Verluste hinnehmen und rutschte von 10,5 Prozent im Jahr 2020 wieder in den einstelligen Bereich, von fünf auf drei Sitze. Die GAH-Ratsleute sind Ursula Hüttemeister-Hülsebusch, Elke Huth und Christoph Hebmüller. „Das ist nicht schön, aber das ist der Wählerwille, wir werden weiterhin gut mit den demokratischen Parteien zusammenarbeiten“, sagte Ursula Hüttemeister-Hülsebusch und betonte, dass die GAH weiter an ihren Zielen für Hemer arbeiten werde. Dass es weniger Prozente werden würden, damit habe die GAH gerechnet.

Die FDP verzeichnete ebenfalls leichte Verluste, verlor einen auf nunmehr zwei Sitze. Arne Hermann Stopsack und Andrea Lipproß sind weiter dabei. „Wir haben unser Minimalziel bei schweren Rahmenbedingungen erreicht“, sagte Arne Hermann Stopsack.

Die Linke konnte sich um einen Sitz auf drei verbessern. Spitzenkandidatin Daniela Wieland zieht neu in den Rat ein. Niclas Münzer und Roberto Virga behalten ihre Sitze. „Wir sind auf alle Fälle zufrieden. Wir erhalten unseren Fraktionsstatus und haben ein unheimlich starkes Team“, freute sich die Vorsitzende Daniela Wieland.

Erst um 22.35 Uhr stand mit dem letzten Stimmbezirk fest, dass der neue Rat durch Überhang- und Ausgleichsmandate 44 Sitze haben wird. Er wird damit um vier Sitze kleiner als der bisherige.

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