Wie sich Hemers Bürgermeisterkandidaten unterscheiden

04.09.2025

Der amtierende Bürgermeister Christian Schweitzer und AfD-Bürgermeisterkandidat Manfred Droßel haben sich in der Wahl-Arena gegenübergestanden.

Text: IKZ - Hendrik Schulze Zumhülsen / Foto: (c) Jesper Höppe

Hemer. Der amtierende Bürgermeister Christian Schweitzer und AfD-Bürgermeisterkandidat Manfred Droßel haben sich in der Wahl-Arena gegenübergestanden.

Bis 1995 hat in Hemer der Bürgermeister die Stadt repräsentiert und die Ratssitzungen geleitet. Neben ihm gab es einen Stadtdirektor als Leiter der Verwaltung. Heute muss Hemers erster Bürger alle Aufgaben erledigen und ist so auch der Chef einer Behörde mit rund 500 Mitarbeitern und unterschiedlichen Aufgaben. Wer die Voraussetzungen für dieses Amt und diese Rolle mitbringt, wurde bei der Diskussion in der Wahl-Arena von Sauerlandpark, Bürger- und Heimatverein und IKZ am Mittwochabend zwischen den amtierenden Bürgermeister Christian Schweitzer und dem AfD-Kandidaten Manfred Droßel deutlich.
Aus seiner fehlenden Erfahrung bei der Führung einer Verwaltung machte Herausforderer Manfred Droßel keinen Hehl. „Die Verwaltung ist super in Hemer, da braucht man keinen Verwaltungsmeister. Die läuft von alleine“, so die Meinung des AfD-Kandidaten. Er wolle sich das Wissen in seiner Amtszeit aneignen und sich auf Berater verlassen. „Ich habe verschiedene Berufe gelernt, und ich kann aufpassen“, betonte Droßel. Auch als „Ratsmeister“ verstehe er sich nicht. Probleme mit den anderen Parteien, die in manchen Fällen in ihrem Wahlprogramm eine Zusammenarbeit mit der AfD ausschließen, sieht er auch nicht. „In Hemer arbeiten alle Fraktionen zusammen. Das werde ich auch fortführen. Zuhören kann ich“, so der 73-Jährige.

Die Kompetenzen eines Bürgermeisters
Christian Schweitzer widersprach ihm: „Ein Bürgermeister muss sich in der Verwaltung auskennen und das Beste aus der Stadt herausholen.“ Als Schnittstelle zwischen Bürgerschaft, Rat und Verwaltung sei es die Aufgabe des Bürgermeisters, die Belange und Bedarfe der Bürgerinnen und Bürger zu sehen. Das dann mit dem politisch Machbaren im Rat abzustimmen und die Kompetenz der Verwaltung zu nutzen, um dieses dann auch in die Tat umzusetzen. Seit 2007 ist Christian Schweitzer in der Verwaltung tätig, 2017 wurde er Baudezernent, 2019 Erster Beigeordneter. Zudem müsse ein Bürgermeister erreichbar sein – „beim Brötchen holen und in den sozialen Medien.“
Auch seine Gründe für die Kandidatur legte Manfred Droßel dar: „Es hat mich irritiert, dass Hemer keinen zweiten und dritten Kandidaten aufgestellt hat. Und dann dachte ich mir: Da kümmerst du dich mal drum.“ Als AfD-Kandidat sehe er sich als „gemäßigt konservativ“. „Wir respektieren andere Religionen und Kulturen. Da darf man auch verlangen, dass andere Kulturen unsere Religionen und so, wie wir leben, respektieren“, hob Droßel hervor.

So äußert sich Manfred Droßel zur AfD-Mitgliedschaft
Ein Rechtsradikaler sei er auf keinen Fall „Ich kenne keine Rechtsradikalen in unserer Gruppe in Hemer. Und auch im Märkischen Kreis gibt es keine“, so Droßel. Von Ausweisungsforderungen, die über die Abschiebung von ausländischen Straftätern hinausgehen, habe er auch von der Bundespartei nicht gehört. Dabei haben ihn auch die lauten Rufe von Alice Weidel nach „Remigration“ beim Bundesparteitag der AfD nicht verunsichert. Die Einstufung der AfD als „gesichert rechtsextremistisch“ des Verfassungsschutzes sieht er als „Order“ von oben.
Die Verkehrssituation auf Hemers Hauptstraßen war ebenfalls Thema in der Diskussion. Die Autobahnerweiterung brauche es, man hätte in der Vergangenheit Umgehungsstraßen berücksichtigen müssen, so Droßel. Wie man die Autobahn in Hemer umsetzt? „Mit einer Spendensammlung“, antwortete der AfD-Kandidat mit einem verlegenen Lächeln. Auf den Hauptstraßen in Hemer ist er zudem für Tempo 30. Das funktioniere auf dem Dortmunder Ring sehr gut. „Ich bin ein Fan von Tempo 30, aber kein Papst von Tempo 30“, stellte er klar.

Stockender Verkehr und marode Finanzen
Eine etwas ausgeprägtere Antwort auf die Verkehrsprobleme Hemers lieferte Christian Schweitzer: „Es nutzt nichts, wenn man das Problem bewundert, da muss man was lösen“, sagte der amtierende Bürgermeister. Mehrere Bausteine könnten die Situation entlasten. Durch sichere Schulwege und dem Ausbau des Radverkehrs könnten teils unnötige Autoverkehre von den Straßen genommen werden. Eine koordinierte Ampelsteuerung sei ebenfalls wichtig. Da die Bahnhofstraße allerdings eine Landesstraße sei, müsse sich das Land darum kümmern. „Das können wir nicht als Stadtrat entscheiden“, erklärte Schweitzer. Gleiches gelte für Tempo 30. Um den Bau des A46-Lückenschlusses zu erreichen, müsse man Druck auf den Bund ausüben. Schließlich sei die Baumaßnahme schon im Bundesverkehrswegeplan beschlossen gewesen.
Zum Thema Finanzen führte Christian Schweitzer die strukturelle Unterfinanzierung der Kommunen durch Land und Bund an. „Wir können sparsam sein. Aber wir dürfen nicht glauben, dass wir damit Effekte wie die wirtschaftliche Stagnation aushebeln können“, verwies er auf den maroden Haushalt der Stadt Hemer. Allerdings dürfe sich die Stadt auch nicht kaputt sparen. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht den Charme kaputt machen, den Hemer ausmacht“, stellte der Bürgermeister fest.

Nicht „auf Teufel komm raus“ kürzen
In diesem und auch weiteren Punkten pflichtete ihm Droßel bei: „Kürzen auf Teufel komm raus geht auch nicht.“ Ansonsten müsse man in die Bücher reingucken und herausholen, was möglich sei. „Und Gewerbe nach Hemer holen. Da muss man ein bisschen prockeln“, sagte der AfD-Kandidat.

Christian Schweitzer berichtete aus der Praxis. Wirtschaftsförderung werde so gelebt, dass es für Unternehmer einen Ansprechpartner gibt, der „alle Probleme löst“. Vor allem, wenn Unternehmen weiter wachsen wollen, müsse man für Erweiterungsflächen sorgen. Die Ausweisung des Gewerbegebiets Landhausen im Regionalplan sieht er als strategischen Vorteil für die Zukunft. „Der Vorteil ist, dass wir im Regionalplan Bedarfe der Nachbarstadt auf unserem Stadtgebiet verorten“, erklärte Schweitzer. Mit dem Weiterbau der A 46 wäre es dann möglich, Flächen zu erweitern. „Ob die Flächen in Landhausen entwickelt werden oder nicht, ist nicht sicher. Aber da ist man handlungsfähig.“ Es sei wichtig, auch einen Blick auf die kommenden 15 oder 20 Jahre zu haben.
Ansonsten gab es noch weitere Themen wie zum Beispiel die Angebote für Jugendliche. „Abends werden hier die Bürgersteige hochgeklappt. Da braucht man in der Stadt einen Kern, wo man sich aufhalten kann“, gab Manfred Droßel seine Antwort darauf. Christian Schweitzer verwies auf die Stärkung des Ehrenamts. „Wir müssen uns nicht schlechter machen als wir sind“, so Schweitzer. Musikalische Angebote, Sportangebote und Freizeitangebote von Vereinen gebe es viele.

 

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